Ambrosius Blarer – Freilied an Cathrinen Walterin

1. Al zytlich gut uff erden
Und was gehört zum lib,
Mag nit verglichet werden
Eim weidelichem Wib.

2. Für berle und all waren
Lobt sy gar hoch der Wis,
Er hat es selbs erfaren,
Drum gibt er ir den pris.

3. Si dunckt in ein thürs kleinod
Und fragt, wo man sy find,
Daby er dann vermeinet,
Das ir gantz wenig sind.

4. Nun hett ich eines funden
An üch, o Jungfrow zart,
O das mirs Got wollt gunden,
Wie glücklich war min sart.

5. Ach Jungfrow laßt üch gfallen,
Uff erd beger ich nit mer,
Ir lieben mir ob allen
In rechter Zucht und ehr.

6. All üwer wis und Wandel,
Gotsforcht und junger sin,
Auch was sunst ghort zum Handel,
Macht, das ich üch geneigt bin.

7. Von Got sind ir gezieret
Mit gaben mancherley,
Min Hertz üch stets hoffieret,
Zu got thuts mangs schrey.

8. O Got, das glück wolst senden
Mit heil on alle rüw
Und iren willen wenden
Zu mir in elich trüm.

9. Wer es von dir angsehen,
O Got und Vatter min,
Wis möcht mir bas bestehen,
Du weist, wie blond ich bin.

10. Ich ruff zu dir in stille,
Gib gnad, das daby sey
Vatter und Mutter Wille,
So stat die sach gantz frey.

11. Ich bin nit werd einichg uten,
Dinr gnad leb ich allein,
Und wil mich gantz vermuten,
Umsunst wölst mir gut seyn.

12. Min sinn und vyl gedencken
Wirts als vergeblich sin,
Dis gab mustu mir schenken,
By dir stat all min gwün.

13. Dm wort lert mich dir truwen,
Uff dich verlassen mich,
Daruff will ich stiff buwen,
Min sorg wirff ich uff dich.

14. Willdu, so lausts wol fügen,
Nichts mag dir widerston,
Dins gunsts laß ich mich bnügen,
Wils daby bliben lon.

15. Dir sey es gantz ergeben,
Bis du der vatter min,
Die sach und al min leben
Laß dir befohlen sin.

16. Dem du das glück wirst gunnen,
Dem wirds und auch sonst keim,
Die sach hat er gewunnen,
Die brut fürt er auch heim.

17. Schicks als nach diner gute,
Laß uns sin dine Kind,
Die jungfrow mir behüte,
Das ich sy willig find.

18. Dis gschrey und vyl verglichen
Für ich uß hertzensgrund,
Von üch kann ich nit wichen,
Ich wart einr guten stund.

19. Ach laßt mich das genießen,
Mit trüwen ich üch mein,
Kein ding sol mich verdrießen
In Urem Dienst zethun.

20. Von jugent, gut, gstalt, ere
Findt‘ ir wol ander man,
Doch sind der stück noch mere,
Da vyl ist glegen an.

27. Des wöl der lieb Got walten
Und selbs der mitler sin,
Den wagen wöl er schalten,
So far ich fröhlich hin.

Blarers Konstanz-Lied

1. Costanz, du bist
wol dran mit Christ,
darum laß dir nit grusen!
er hat uff sich erbuwen dich,
tröwung wird bald versusen.
Dir schadt kein sind,
noch boeser wind,
kein gewesser noch Platzregen:
din fels nit lat,
din nam der bstat,
hast fried in Gottes segen.

2. Du ringst ganz seer
nach siner eer,
gut sitten wiltu pflanzen;
des ist dir find
das Pfaeffisch gsind,
verdrueßt die sy din Franzen,
das jetzund nit nach altem sitt
ir schand ongstrafft mag bliben:
ir bubery
und groß hury
hond sy von dir vertriben.

3. Wirst haben dran
manch frommen man,
der dich mit trüwen meinet,
wie Zuerch und Bern
Burgrechts miß gern
sich mit dir Hand vereinet,
das lenger dich
das römisch rich
unnd du es moegist zieren,
sonst wurdist glatt
ain Pfaffenstatt
seel, lib, eer, gut verlieren.

4. Sigen will Gott
unnd machen z’spott
din find und dich hoch eeren;
diewil du dich demuetigklich
mit sinem wort last leeren.
Ach Ueberling,
Gott woll, dir gling,
das du die Fuechs lerrst rennen;
wenn man sy mäst
und thut ins best,
darnach so fressents d’hennen.

Blaurer, Ambrosius – Vermanung an die Christlichen Jugent zuom gesang

WOluff, du junges fröhlichs plut,
in Got lern haben lust vnd mut!
Mit lib vnd seel ergib dich jmm,
lob in mit leben, hertz vnd stimm,
Mit psalmen vnd geistlichem gsang,
so hastu fröud din lebenlang.

Anfechtung, bschwerd vnd vnmut vyl
nimpt hin das gsang vnd Musicspil;
Dauid, der kungklich harpfensinger,
dem bsessnen Saul den mut macht ringer;
Elisa, solt er prophetieren,
mußt jm der spilman vor hofieren.

Music macht angst vnd sorgen frey,
wont lufftigen gmütern alweg bey,
Drumb hörstu wie das gfügel singt,
das wald, auch berg vnd thal erklingt:
Welch lieblich gab von Got nit hat
schwär vich vnd was jm wasser gat.

Allein des Himels vögelin,
so fliegnet in dem lufft dahin,
Sitzent gantz frü vff böm vnd zwey,
sich, obs nit groß Gots wunder sey:
Keins vnder inen schlecht mensur,
noch ist ir Music süß vnd pur.

Mit hundert stimmen singetns zsamen,
lobend irs Got vnd Schöpfers namen,
Der sy bkleidet vnd gibt jn spiß;
darumb gedenck vnd merck mit fliß:
Das gsang ein himlisch übung ist,
ein gut artzny, wo mut gebrist.

Hab alweg lieb das Christlich gsang,
vppiger lieder müssig gang!
So wirst mit ringer arbeit glert,
mit lust vnd fröud zu Got bekert,
Vnd wachßt in dir war glaub vnd lieb,
den schatz dir dann entfürt kein dieb.

Obglich neiswan die tyrannen
’s Gotswort wurding wider bannen,
Die predig vnd die Bibel weren,
so magstu dich diss vorrats neren,
Vnd was du gsamlet hast mit trüwen
wie ein reins thierle widerküwen,

Vnd also din vertruwen stercken,
bis dich din stündle wirt heim fercken,
Da alles truren ist vertust
vnd du mit fröud vnd hertzenlust
Wirst ’s himlisch Alleluia singen
dem, der als ist in allen dingen.

Quelle: Quelle in der Glaubensstimme

Ambrosius Blaurer – Ein gsang vff die himmelfart Christi,

in der melody Psal. XV.

FRöw dich mit wunn, frömme Christenheit,
und sind mit grossem schalle,
Das dir hüt ist ufthan dsäligkeit,
die fynd sind gschlagen alle
Durch den vor lang verheißnen man,
Christum! den sich mit glouben an!
gen himmel ist er gfaren.

Sins vatters werck hat er wol geschafft,
sin grechtigkeit vernüget
Unnd tragen ab die alt erbsyndschafft,
all ding mit friden gfüget,
Der oberst priester wirdt er gacht,
hat durch sin blut den wäg gemacht,
die gfengknuß fürt er gfangen.

Vff dz er yetz über alles wär
im himmel und uff erden,
Das sünd, tod, hell wurd krafftloß und lär
und dir sin rych möcht werden.
Des sing Ju Ju und ghab dich wol!
der himmel hanget rägens vol
der vilfaltigen gaben.

Sins heilgen geists, den er vor verhieß,
das er uns sölte leeren
Und uns daby ouch syn sähen ließ,
wie sich all ding verkeeren:
Das dem crütz nachvolgt hell und eer
und ewigs läben nit ist feer
den, die in duldt verharren.

Wie möcht sölch hertz immer trurig syn,
dz dise idng kan fassen!
Trübsal und tod ist doch alls sin gwün,
diß läben wirt es hassen
Und schwingen sich hoch übersich,
da Christus sitzet ewigklich
zu sines vatters rechten.

So gib uns, Herr, gloub unnd glassenheit
nach diner jünger arte,
Das din kirch still und in einigkeit
mit bätt des Pfingstags warte,
Da unns die krafft von oben hrab
vernüw und din will statte hab
in allen unserm läben.

Damit wann du letstlich wider kumbst,
läbend und tod zu richten,
Und mit dem väldgschrey die greber rumbst,
alle krumme recht zu schlichten,
Das wir standind zur rechten hand,
bsitzind mit dir das vatterland
und singind Alleluia!

Quelle

Blaurer, Ambrosius – WAch uff, wach uff! es ist groß zyt,

Ein Spruch oder gsang uff 16 Januarij im 1561 jar.

WAch uff, wach uff! es ist groß zyt,
o Christ! mach uns die hilff nit wit!
Das wütend und gantz ongstüm Mer
laufft an mit gwalt und trengt uns seer.

Hilffst uns nit bald, so ists gethon!
zu grund wir müssent ylents gon!
Bschilt mit dim wort diß grusam gwill,
so legt es sich und wirt gantz still.

Ach herr, umb dines namens ehr,
bhalt uns im frid by diner leer!
Verlich dinr kirchen gute ruw,
gsundtheit und wolfle zeit darzu.

Darüber auch das allerbest,
das wir jm glauben stiff und vest
Mögint prisen den Namen din,
dir leben, din liebs völckle sin.

Auß dinem geist gantz nuw geborn,
den gib uns, herr! sonst ists verlorn.
Diß alles unser hertz begert,
wiewol wir der ding keins sind werd.

Haben das widerspil wol bschuldt,
zum zorn offt greitzt die lange tuld,
Dins worts truw warnung stets veracht,
all zucht und erberkeit verlacht.

Die obren und die underthon
uff dinem weg nit woltent gon,
Die elteren sampt irn jungen
offt sind übers bögle gsprungen.

Jedoch diewyl diß sach ist gut,
o wer all deren übermut,
Die uns by recht nit lond bliben,
din wort gern wolten vertriben.

Mach uns vor inen nit zu spot:
die sach ist din, du starcker Got!
Gib uns den finden nit zu schand,
wir wend gern fallen in din hand!

Züchtig du uns mit vatters rut
und mach uns böse kinder gut!
Straff uns nun nit in dinem grimm,
gedenck was dinen eren zimm!

Laß nit verlestren din Namen,
halt uns, din völckle, zusamen,
Und mag es je nit anderst sin,
dann das der find wil schlahen drin.

So wir doch gern frid wölten halten,
wolan! so wend wir dich lon walten:
Du bist doch der allmechtig Got,
din Nam heißt Heere Zebaoth!

Bis du hauptmann in disem stryt,
din sigrich hand helff uns by zyt,
Damit der find, wie groß er ist,
muß sehen, das du stercker bist;

Und wir in dinr krafft ligind ob,
das wyt erschall din er und lob,
Und all dis welt muß jn werden,
daßd noch lebst und richst uff erden.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Blaurer, Ambrosius – Wie´s Gott gefällt, so g´fällt´s

1. Wie´s Gott gefällt, so g’fällt’s mir auch,
ich laß mich gar nicht irren.
Ob mich zuzeiten beißt der Rauch
und wenn sich schon verwirren
all Sachen gar,
weiß ich fürwahr:
Gott richt´s an seinem Tage.
Wie er´s will han,
muß ich bestahn;
soll´s sein, so sei´s – ohn Frage.

2. Wie´s Gott gefällt, so nehm ich´s hin,
das andre laß ich fahren.
Was nicht soll sein, stell ich dahin.
Gott will mich recht erfahren,
ob ich auch will
ihm halten still;
wird doch wohl Gnad bescheren.
Dran zweifl‘ ich nicht;
soll´s sein (sprech ich),
so sei´s; dem kann nichts wehren.

3. Wie´s Gott gefällt, laß ich´s geschehn,
ich will mich drein ergeben;
wollt ich seim Willen widerstehn,
umsonst wär all mein Streben,
dieweil fürwahr
all Tag und Jahr
bei Gott sind ausgezählet.
Ich schick mich drein; geschieht´s, soll´s sein;
so sei´s bei mir erwählet.

4. Wie´s Gott gefällt, so mag´s ergehn
in Lieb und auch im Leide;
dahin laß ich die Sachen stehn,
daß sie mir sollen beide
gefallen wohl;
darum mich soll
Ja oder Nein nicht schrecken.
Schwarz oder weiß,
soll´s sein, so sei´s!
Dann wird Gott Gnad erwecken.

5. Wie´s Gott gefällt, da läuft´s hinaus,
drob laß ich´s Vöglein sorgen;
kommt mir das Glück nicht heut ins Haus,
so wart ich fein auf morgen.
Was mir beschert,
bleibt unverwehrt,
ob sich´s schon tut verziehen;
mich nicht drum reiß.
Soll´s sein, so sei´s!
Will´s Gott, kommt´s ohne Mühen.

6. Wie´s Gott gefällt, nichts weiter will
von Gott ich sonst begehren;
Gott hat gestellet mir ein Ziel,
so lang wird müssen währen
das Leben mein.
Ich geb mich drein;
auf guten Grund will bauen
und nicht auf Eis.
Soll´s sein, so sei´s!
Will Gott allein vertrauen.

7. Wie´s Gott gefällt, so nehm ich´s an,
will um Geduld ihn bitten.
Gott ist allein, der helfen kann;
und wenn ich schon wär mitten
in Angst und Not,
läg gar am Tod,
so wird er mich wohl retten
g’waltigerweis.
Soll´s sein, so sei´s!
ich g’winn´s; wer nun wollt wetten!

Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Blaurer, Ambrosius – Wach auf, wach auf, ’s hohe Zeit

1. Wach auf, wach auf, ’s hohe Zeit,
Christ, sei mit deiner Hilf nicht weit!
Das wütend ungestüme Meer
läuft an mit Macht und drängt uns sehr.

2. Hilfst du nicht bald, so ist’s gescheh‘n,
zugrund wir müssen eilends geh‘n.
Bedroh‘ der Wellen wild Gebrüll,
so legt es sich und wird ganz still.

3. Ach Herr, um deines Namens Ehr
halt uns im Fried‘ bei deiner Lehr;
gib deiner Kirche gute Ruh,
Gesundheit und Gedeih‘n dazu.

4. Darüber auch das Allerbest:
daß wir im Glauben stark und fest
dich preisen und den Namen dein,
dir leben, dein lieb Völklein sein,

5. aus deinem Geist ganz neu geborn;
den gib uns, Herr, sonst ist’s verlorn.
Dies alles unser Herz begehrt,
wiewohl wir deren keins sind wert.

6. Haben das Widerspiel verschuld’t,
zum Zorn gereizt oft dein Geduld,
dein treue Warnung auch veracht‘,
all Zucht und Ehrbarkeit verlacht.

7. Und ist vielleicht das Maß jetzt voll,
daß unsre Sünde haben soll
verdiente Straf, so g’schieht uns recht
als einem ungetreuen Knecht.

8. Jedoch, dieweil dein Wort ist gut,
so wehr all derer Übermut,
die uns dabei nicht lassen stehn
und es vertrieben möchten sehn.

9. Mach uns vor ihnen nicht zum Spott;
die Sach ist dein, o starker Gott.
Gib uns den Feinden nicht zur Schand;
wir fallen gern in deine Hand.

10. Bekehr den Feind zu Christi Lehr,
daß er mit uns dich lob und ehr
und alle Welt des innewerd,
daß du groß Wunder tust auf Erd.

Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Blaurer, Ambrosius – MAg ich dem tod nit widerstan

Vom unerschrocknen absterben des glöubigen

MAg ich dem tod nit widerstan
und muß ich dran,
so will ich mich drin geben.
Obs fleisch ein kleine zeit abstirpt,
doch nit verdirpt,
mit geist muß wider leben,
Wirt schon verklärt, auch ewig wert
bim vatter min im leben sin:
solt ich dem widerstreben?

Das sey von mir gantz verr und weyt
zu aller zeit
recht sterben will ich lernen,
Und schicken mich mit glauben vest
uffs allerbest
und gantz zu Christo keren.
Dann er ist mein und ich bin sein,
sein blut und tod hilfft mir uß not:
solt ich min fröud nit meren?

Der vatter hat mir Christum gschenckt,
ans crutz gehenckt,
für mich müßt er auch sterben,
Uff das ich ewigs tods nit sturb
und nit verdurb,
das müßt sin son erwerben.
Ist das nit gunst, groß lieb umbsunst
vom vatter gut, an mir solchs thut,
macht mich sins richs zum erben.

Welchs Rich, gewalt und regiment
sich nimmer endt,
ist Christo übergeben,
Was Got vermocht, thut, hat und ist,
zewiger frist
mit Christo werd ich leben.
Dich will ich ern, din lob vermern
mit gantzer truw, on alle schüch
mit krafft will jm nachstreben.

In Christo ist all Götlich krafft,
gewalt und macht,
muß ewigklich regieren,
Mit Got dem vatter, heilgen geist
ein Got ist heißt
in herlicheit all eren
Regeneriert, glorificiert
in Got verlibt, ein wesen bleibt,
dahin wil ich mich keren.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Blaurer, Ambrosius – Jauchz, Erd, und Himmel, juble hell

1. Jauchz, Erd, und Himmel, juble hell,
die Wunder Gotts mit Freud erzähl,
die er heut hat begangen
an seim trostlosen Häuflein klein,
das saß in friedsamer Gemein
und betet mit Verlangen,
daß es mit Geist getaufet werd.
Der kam mit Feuers Glut zur Erd,
mit starkem Sturmestoben;
das Haus erfüllt er überall,
zerteilt man Zungen sah im Saal,
und all den Herren loben.

2. Auf tat sich ganz des Himmels Schrein;
man wähnt, sie wären voller Wein,
all Welt sich drüber wundert.
In fremden Zungen reden sie,
bezeugen Gottes Großtat hie,
von seinem Geist ermuntert.
So machen sie sich auf den Plan,
Christus zu lehren fangn sie an,
daß er der Herr sei worden
und daß man lasse von der Sünd
und durch die Tauf werd Gottes Kind:
das sei der christlich Orden.

3. Ach Herr, nun gib, daß uns auch find
in Fried und Flehn dein sel’ger Wind;
weh rein vom Sündenstaube
ganz das Gemüt und füll das Haus
deiner Gemeind, dein Werk richt aus,
daß aufgeh rechter Glaube
und unsre Zung ganz Feuer werd,
nichts rede als dein Lob auf Erd
und was den Nächsten bauet.
Brenn rein die sündige Natur,
mach uns zur neuen Kreatur,
ob’s unserm Fleisch auch grauet.

4. Komm, Feuer Gottes, Heilger Geist,
erfüll die Herzen allermeist
mit deiner Liebe Brennen.
Von dir allein muß sein gelehrt,
wer sich durch Buß zu Gott bekehrt;
gib himmlisches Erkennen.
Der fleischlich Mensch sich nicht versteht
auf göttlich Ding und irregeht;
in Wahrheit wollst uns leiten
und uns erinnern aller Lehr,
die uns gab Christus, unser Herr,
daß wir sein Reich ausbreiten.

5. Wie mit dem Vater und dem Sohn
du eins bist in des Himmels Thron
im ewgen Liebesbunde,
also mach uns auch alle eins,
daß sich absondre unser keins,
nimm weg der Trennung Sünde
und halt zusammen Gottes Kind,
die in der Welt zerstreuet sind
durch falsche G’walt und Lehre,
daß sie am Haupt fest halten an,
loben Christus mit jedermann,
suchen allein sein Ehre.

6. Durch dich besteht der neue Bund,
ohn dich wird Gott niemandem kund,
du neuerst unsre Herzen
und rufst darin dem Vater zu,
schaffst uns viel Fried und große Ruh
und tröstest uns in Schmerzen,
daß uns auch Leiden Ehre ist,
da du durch Lieb gegossen bist
in unser Herz ohn Klage.
Du leitest uns auf ebnem Weg
und führst uns hier den rechten Steg,
weckst uns am Jüngsten Tage.

7. Du, der lebend’ge Brunnenquell,
der Gottes Stadt durchfließet hell,
erquickest das Gemüte.
Durch dich besteht des Vaters Bau;
du willst und gibst, daß man dir trau,
du bist die Gottesgüte.
Irden Geschirr sind wir und weich,
brechen gar leicht von jedem Streich;
du selbst wollst uns bewahren,
uns brennen wohl in deiner Glut,
daß uns der Feind nicht Schaden tut,
wenn wir von hinnen fahren.

Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Blaurer, Ambrosius – Ein tütsch Veni sancte für die kinder.

KUmb mit güte, Heiliger geist!
Füll unser gmüte mit glouben allermeist!
Die erbsünd uns verwundt: mache kundt
im touff versprochnen pundt!
die nüwe burt uns bkere,
ernere und lere
Jesum Christ recht erkennen,
den vatter mit glouben nennen,
sunst wir Adams kind verloren sind.

Kumb mit wyßheit, Heiliger geist!
Brenn uß all thorheit mit dines fhüres gneist!
Gib glernigs hertz zur kunst mit brunst,
vor Gott und menschen gunst,
und das wir zieren mögind
die jugend mit tugend,
liebind die uns guts leerend,
straaffend unnd alles böß weerend!
setz uns zu hut die engel gut!

Kumb mit stercke, Heiliger geist!
Erzeig din wercke, versprochne gnad uns leist!
Nimb unserm fleisch unnd blut sin wut,
gib recht hertz, sinn und mut,
biß unserm zarten alter
ein bhalter, verwalter,
das wir uns Gott ergebind,
in zucht und ghorsam läbind!
gib hie frombkeit, dört säligkeit!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“